Dieser Tage erreichte mich eine Mail von Jörg Unkrig von Unkrig Personalcoaching mit der Einladung zu seiner Blogparade zum Thema Vorbilder. Hätte ich nicht vorher schon den Beitrag von Jana Ludolf zu dem Thema gesehen, wäre ich wohl skeptisch gewesen, aber so riskierte ich einen Blick – und schwupps sitze ich hier und tippe meine Zeilen zu dem Thema, weil es mich wirklich reizt.
Die Fragestellung klingt leichter als sie ist, oder sie ist mit den Jahren einfach schwerer geworden. Konnte man im Teenie-Alter noch leichtfertig seine liebsten Stars als selbige aufzählen und in den diversen Freundebüchern niederschreiben – als Pubertier konnte man wahrlich nicht seine Eltern oder andere Vernunftspersonen wählen – sehe ich da heute einfach keinen Sinn mehr drin, also keinen tiefgründigen.
Aus heutiger Sicht denke ich, Stars sollten eine Vorbildfunktion in ihrem Denken und Handeln sein, gerade jene, auf die sich die Teeniewelt stürzt. Auch finde ich, dass es durchaus viele sehr berühmte Persönlichkeiten gibt, die ein echtes Vorbild sind. Doch hat das wenig mit dem teenieverliebten Blick auf ein Popsternchen zu tun.
„Allgemeine“ Vorbilder
Ich denke, es gibt Menschen, die sind einfach Vorbilder, weil sie sich mit Ihrem Wirken auf dieser Erde verdient gemacht haben. Und da stapel ich auch gar nicht erst tief sondern setze die Latte so richtig hoch, wenn mir hier als erstes Mutter Teresa und der Dalai Lama einfallen.
Interessant wird es, wenn man Google zum Thema „Vorbild“ befragt:
– Screenshot der Google-Bildersuche „Vorbild“ –
Immerhin sind da die beiden, die mir beim Thema Vorbild zuerst in den Sinn kamen, dabei. Ob da nun unbedingt unter den allerersten Treffern ein Bild mit Zigarette oder ein bindungsscheuer Star sein muss – das sei jetzt einfach mal dahin gestellt. Scrollt man weiter runter (also nicht hier sondern bei Google selbst), kommen einem noch kaum verpackte Brüste, 27jährige an Drogen verstorbene Sternchen, Muskelprotze und Promi-Pöbler unter, abwechselnd mit Größen wie Martin Luther King, Malala Yousafzai und Nelson Mandela.
Es kommt offenbar auf die Gewichtung an, wofür eine Person Vorbild ist. Und ist hier immer ein positives Vorbild gemeint? Gibt es vielleicht auch negative und damit hoffentlich abschreckende Vorbilder?
Ganz entscheidend finde ich auch den Punkt, wer ein Vorbild sucht. Ein angehender Schauspieler hat natürlich in beruflicher Hinsicht garantiert schauspielerische Größen als Vorbild, ein Autor hingegen denkt vielleicht als erstes an einen Stephen King, der Jungfußballer träumt davon, mal selbst ein Messi zu werden oder von Hitzfeld trainiert zu werden.
Die Frage nach einem Vorbild kann also kaum allgemein gehalten und gestellt werden. Vorbilder sind so individuell wie die Menschen eben sind.
Persönliche Vorbilder
So kann nur jeder für sich selbst seine eigenen, ganz persönlichen Vorbilder haben. Vielleicht hat man das eine Vorbild, vielleicht hat man auch mehrere – für die unterschiedlichen Bereiche des eigenen Lebens, mal fürs berufliche, mal fürs private.
Ich für meinen Teil musste hier wirklich erst einmal überlegen. Ein berufliches Vorbild? Nicht direkt für meinen Beruf, eher für das Arbeiten allgemein habe ich in der Familie selbst große Vorbilder, die ihren Beruf mit solch Pflichtbewusstsein ausgeübt haben, dass ich mich in meinem eigenen Berufsleben immer versuche, daran zu orientieren: Pflichtbewusstsein, Verantwortung, Verlässlichkeit, Loyalität. Diese Menschen, die ich hier meine, haben die Latte so hoch gelegt, dass ich mich oftmals frage, ob ich das auch nur annähernd so gut hinbekomme. Das Streben danach ist jedoch ein guter Anfang.
Und auch privat sind diese beiden Menschen in vielerlei Hinsicht mein Vorbild. Schon mehr als 50 Jahre sind sie verheiratet. Wussten schon als Teenager, sie gehören zusammen. Ein Vorbild an Paar. Sie halten zusammen und haben gemeinsam soviel erreicht, über- und durchgestanden. So etwas passiert nicht von alleine, da muss man schon was für tun. Und ich wünsche mir sehr, dies mit meinem Mann nur annähernd so gut hinzubekommen. Einer meiner größten Wünsche!
Und dann habe ich so ganz speziell als Mutter natürlich auch so meine Vorbilder. Diese Mütter, die mit einer Ruhe und schier unendlich guten Nerven ausgestattet sind. Eltern, die eine wundervolle Art haben, mit ihren Kindern umzugehen. Seit ich Mama bin, habe ich gelernt, dass Abgucken erlaubt und hilfreich und wunderbar ist. Ich beobachte oft und gerne und nehme mir mit, was ich für gut, also „vorbildlich“ erachte, um dies für mich selbst und den Umgang mit meinen Kindern zu nutzen. Ich glaube, es gibt kaum selbstkritischere Menschen als Mütter. Man stellt sich immer wieder in Frage, kritisiert sich selbst, was das Zeug hält und will doch selbst einfach nur eine gute – eine vorbildliche – Mutter sein.
Selbst ein Vorbild sein – als Eltern
Denn gerade als Mutter ist man automatisch ein Vorbild. Das bekommt man tagtäglich vor Augen geführt, denn die Kinder sind der beste Spiegel für das eigene Handeln und Tun. Sobald man merkt, dass die Kinder einem im Handeln oder auch in Worten nachahmen, ist Vorsicht geboten. Da merkt man dann plötzlich, was es für eine Aufgabe und auch ein Stück weit Bürde ist, ein gutes Vorbild zu sein.
Man verlangt diese Funktion von so vielen Menschen, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Die sollen 24 Stunden 7 Tage die Woche immer alles richtig machen, nachahmungswürdig sein. Wisst Ihr eigentlich, wie anstrengend das ist? Immer und immer korrekt handeln und nur Vorbildliches von sich zu geben?
Wir wissen mittlerweile aus eigener Erfahrung, dass es regelrecht anstrengend sein kann, immer ein Vorbild zu sein. Natürlich zähle ich uns durchaus zu vernünftigen Menschen, so vom Grundsatz her. Dieses „Allgemeine“ meine ich gar nicht. Das Anstrengende beginnt dort, wo die Emotionen hochkochen: Wut und Ärger, Trauer, Angst… Jetzt Vorbild sein und bleiben! Das heißt für mich nicht, dass man seine Gefühle nicht zeigen darf. Das fände ich fatal. Ich finde es wichtig und richtig, dass Kinder merken, dass man Gefühle haben und zeigen darf, kann und sollte.
Wut und Ärger
Muss ich mit zwanzigtausend schlimmsten Schimpfwörtern um mich schmeißen, wenn Wut und Ärger mich total übermannen? Die impulsive Antwort wäre sofort ein NEIN. Aber stellt Euch das bitte nicht immer so einfach vor. Da ist Wut, da ist Ärger im Bauch, der raus will, der raus muss, den man nicht aushält. Aber ausflippen geht jetzt natürlich gar nicht. Da ist man dann schon froh, wenn man es aushält, bis die lieben Kleinen nicht da sind, weil im Kindergarten oder im Bett – dann lasse ich gerne mal zur Seelenreinigung eine Schimpftirade raus – puh, tut gut, einmal entladen! Haaach…
Trauer
Wie ist das bei schlimmem Streit mit oder gar Verlust von einem geliebten Menschen? Wie kann man da noch wohldosiert seine Trauer zeigen? Wie viel Trauer würde die Kinder überfordern? Aber kann ich Trauer überhaupt kontrollieren und will ich das? Kann ich hier meine Trauer in die passenden Bahnen – und Uhrzeiten – lenken?
Angst
Manchmal habe ich Angst. In erster Linie sind das quasi die normalen Sorgen, die man sich als Mama so um seine Kinder macht, vielfältige. Doch manchmal ist die Angst auch größer. So wie unlängst am Wochenende, als meine Große krank wurde und nicht klar war, was da in ihrem Körper vor sich geht. Wenn man dann, weil der Papa die Kleine hütet, nachts von kinderärztlichem Notdienst in die Ambulanz des Krankenhauses weitergeschickt wird und das fiebrige, übermüdetete und immer wieder einschlafende Kind auf dem Rücksitz weinend kauert, dann ist es so schwer, seine Angst unter Kontrolle zu halten. Dann bleiben da nur die „Ich-hab-solche-Angst“-Wartezimmer-sms an den daheim wartenden, bangenden Papa… Dann ist da kein Platz für die Tränen der Angst, die raus wollen, für das Zittern und Weinen. Dann muss man sich zusammen reissen und Vorbild sein – in dem Sinne, dass man dem Kind keine Angst macht sondern Hoffnung schenkt: dass das hier alles bald geschafft und man wieder zuhause ist!
Persönliches Fazit
Ich bin mir meiner Vorbildrolle bewusst. Ich möchte für meine Kinder Vorbild sein. Ich möchte, dass ich beispielhaft für sie bin und sie sich bei mir spiegeln dürfen und vor allem können. Ich möchte es ihnen gut und richtig vorleben. Und da ist dann der schmale Grat zwischen authentisch bleiben und emotional nicht zu sehr über die Stränge schlagen…
Und jetzt bin ich gespannt auf die weiteren Beiträge zu dem Thema. Keine Ahnung, ob ich das Thema, so wie vom Initiator geplant, getroffen habe – aber wir sind hier ja glücklicherweise nicht in der Schule 😉 Und wie immer ist dieser Beitrag meine eigene Meinung und weit entfernt von Vollständigkeit 🙂
So oder so bin ich auf jeden Fall schon sehr gespannt auf alle weiteren Beiträge.
Vorbildliche Grüsslies
Eure schnuppismama
Ein toller Beitrag zur Blogparade mit vielen inspirierenden Gedanken und Ideen. Wäre wirklich schade gewesen, hättest du das alles für dich behalten. Danke fürs mitmachen und teilen deiner Vorstellung zum Thema „Vorbilder“.
Mit sonnigen Grüßen
Jana
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Sehr schöner Artikel!
und …Aaaah, George Clooney! Sorry, das passiert einfach automatisch, wenn ich ein Bild von ihm sehe, obwohl er und ich ja verheiratet sind, also nur halt jeder von uns beiden mit jemand anderem 😉
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Na, das ist aber auch was, dass Ihr nicht MITeinander verheiratet seid 😀 😉
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