Gastblogger-Woche

#liebevolleErziehung von Mama in Hamburg {Gastblogger-Woche}

Die Zweite im Bunde, die sich über das Thema Erziehung Gedanken gemacht hat, begrüße ich heute hier auf meinem Blog: die wunderbare Mama in Hamburg. Leider hat sie ihren Blog geschlossen, was ich sehr schade finde. Daher genießt hier bitte noch einmal, denn es wird wohl erst einmal der letzte Beitrag von ihr sein. Ich jedenfalls freue mich ganz besonders, dass ich die Ehre habe, heute ihr Gastgeber auf meinem Blog zu sein und ihre Gedanken zum Thema zu präsentieren.


 

Spätestens, wenn man eigene Kinder hat, macht man sich Gedanken darum, wie man diese erziehen will und landet dann unweigerlich auch beim Rückblick auf die eigene Erziehung. Wie war die eigene Kindheit? Wie war das Verhältnis zu den Eltern? Welche Regeln gab es? Was hat gut getan? Was hat weniger gut getan? All dies gilt es nun zu reflektieren, denn nicht selten stehen wir vor der Herausforderung, vieles anders machen zu wollen, als wir es selbst erlebt haben. Wir wünschen unseren Kindern eine andere Kindheit, wollen eine andere Erziehung für sie. Doch wenn wir ihnen etwas geben wollen, was wir selbst nie kennengelernt haben, ist das nicht immer einfach.

Ich habe eine sehr liebevolle Erziehung genossen, die allerdings auch ein paar gesellschaftlich tolerierte Schwachstellen hatte. So war zum Beispiel „Stubenarrest“ zu der Zeit sehr verbreitet und manchmal durfte ich längere Zeit mein Zimmer nicht verlassen, wenn ich etwas getan hatte, was ich nicht hätte tun sollen. Das ist definitiv etwas, was ich mit meinem eigenen Kind nie machen werde. Natürlich benehmen sich Kinder manchmal anders, als man es sich vorstellt hat, als man es sich wünscht. Es löst aber nicht das Problem und es hilft niemandem, wenn das Kind dann ins Zimmer gesperrt wird. Vielmehr ist es nötig, als Eltern darüber nachzudenken, warum genau dieses Verhalten des Kindes einen gerade jetzt so auf die Palme bringt. Oft merkt man dann schon, dass das Problem nicht vom Kind ausgeht, sondern bei einem selbst liegt, zum Beispiel, weil man heute einfach etwas empfindlich ist. Selbst, wenn das Kind die Situation verschuldet hat, ist Wegsperren eher ein Zeichen von Überforderung als ein Weg, das Problem zu lösen. Kommunikation auf Augenhöhe ist hier der Weg. Es ist vielleicht einfacher, das Kind ins Zimmer zu sperren, aber es ist viel effektiver, darüber zu reden, warum man nicht möchte, dass die Wohnzimmertapete mit Nutella beschmiert wird.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich manchmal nicht schlafen konnte. Zum Beispiel, wenn es im Sommer zu heiß im Zimmer war. Oder wenn es zu hell war. Es gab Abende, da bin ich wieder und wieder aufgestanden und habe meiner Mutter erzählt, was los ist. Sätze wie „Wenn ich hier rumlaufen würde, könnte ich auch nicht schlafen.“ waren dabei sehr verletzend und die ständige Zurückweisung hat zwar dazu geführt, dass ich im Bett liegen blieb, allerdings unglücklich und mit dem Gefühl, nicht verstanden zu werden. Natürlich ist es nicht leicht, wenn man am Ende eines langen Tages den Feierabend herbeisehnt und das Kind wieder und wieder aus dem Bett getapst kommt. Da ich mich aber noch so gut daran erinnern kann, wie ich mich als Kind dabei gefühlt habe, will ich das als Mutter anders machen. Noch ist mein Kleiner zwar nicht so weit, dass er selbst aufsteht und ankommt, aber natürlich gibt es Abende, da habe ich es mir gerade mit einem Buch auf der Couch bequem gemacht, atme entspannt durch und schon meldet sich das Babyphone. Gedanken wie „Booooah, was ist denn jetzt schon wieder.“, sind da wohl normal, aber ich streife sie ab, bevor ich die Tür zum Schlafzimmer öffne und bin dann ruhig und freundlich, frage, ob er nicht schlafen kann, nehme ihn auf den Arm, biete ihm eine Kuscheleinheit und etwas zu trinken an. Innerhalb von 5 Minuten schlummert er dann wieder friedlich und ich kann zurück auf die Couch zu meinem Buch. Würde ich ihn anfauchen, warum er nicht endlich Ruhe gibt, wäre er sicherlich nicht innerhalb von 5 Minuten wieder friedlich schlafend im Bett.

Diese zwei Beispiele sind aber auch schon alles, was ich anders machen würde und werde.
Ich musste nie Angst haben, wenn ich eine 5 in Mathe geschrieben hatte und ich durfte Freunde und Hobbys frei wählen. Ich wurde zu keinem bestimmten Beruf gedrängt und ich durfte meine Haare so oft pink färben, wie ich wollte. Ich durfte gegen Atomkraft und für Bauwagenplätze demonstrieren, ich durfte – nach jahrelanger Überzeugungsarbeit und ausgeklügeltem Finanzierungsplan – ein eigenes Pferd kaufen. Ich durfte ausziehen, als ich es für richtig hielt. Mir wurden wenig Einschränkungen gemacht, stattdessen wurde mir viel Vertrauen entgegen gebracht. Dieses Vertrauen habe ich genossen und ich habe es nie missbraucht. Mit diesem Verhalten habe ich mir die Freiheiten verdient und konnte in aller Ruhe meinen Weg finden, auf die Nase fallen, wieder aufstehen und weitergehen. Genau das wünsche ich mir auch für mein Kind und unsere Beziehung: Er soll wissen, dass er sich immer auf mich verlassen kann, aber er soll auch angemessene Spielräume für eigene Erfahrungen haben. Ich glaube, dieses Loslassen wird die größere Herausforderung für mich.

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