aus dem Mama-Leben

Muss mir mein Kind für gemeinsame Zeit dankbar sein?

Es war einer dieser Tage, wo ich Knupsi früher aus dem Kindergarten abholen konnte. Kein Spätdienst für sie – hurra. Denn diese langen Tage, wenn ich sonst im Büro bin, die sind für sie ganz schön anstrengend und schon nach nun wieder sieben Wochen Kindergarten seit den Sommerferien, wirkt sie bereits recht erschöpft. Wieder einmal wird mir klar, dass meine Große noch nicht so früh soviel „leisten können musste“. Ein Fakt, der mich ärgert, weil ich viel zu viele Stunden Betreuung benötige wegen eines Jobs mit viel zu wenig „anerkannten“ Stunden.

Muss mir mein Kind für gemeinsame Zeit dankbar sein?

Aber an diesem Tag konnte ich sie vorher fragen, ob sie den Spätdienst machen wolle oder ob ich sie schon früher abholen solle und sie freute sich, dass die Mama schon direkt nach dem Mittagessen zum Abholen kommen würde.

Wir machten uns einen richtig schönen Nachmittag. So lange Schnuppi noch in der Schule war, ging es erst in die Buchhandlung, wo wir ohne Zeitdruck und bei recht wenig anderen Kunden einfach in Ruhe stöbern konnten. Die Verkäuferinnen amüsierten sich köstlich über Knupsis Schlendergang und wie sie dies und jenes und alles Mögliche unter die Lupe nahm. Mit einem Malbuch für sie und einem Lesebuch für ihre große Schwester verließen wir den Laden wieder, um uns dann auf den Weg in die Bücherei zu machen. Ja, glücklicherweise lieben meine Kinder Bücher genauso sehr wie ich und außerdem hat unsere Stadtbibliothek auch einen tollen Kinderbereich mit Spielecke, der zum Verweilen einlädt. Als wir auch hier sowohl für Schnuppi als auch für Knupsi fündig geworden waren, brachten wir unsere Ausbeute nur noch schnell nach Hause, um dann zur Schule zu fahren, wo wir Schnuppi direkt mit einer ihrer Freundinnen abholten, weil die zwei noch ein wenig miteinander spielen wollten. Hieß aber für Knupsi – wie leider noch oft: kein Spielpartner.

Aber ich hatte mir extra den ganzen Nachmittag für sie frei gehalten, ja, freigeschaufelt. Wir wollten Kürbisbrötchen backen und während der Teig ging, wurde dann noch das neue Malbuch (erstes Malen nach Zahlen) angefangen.

Was für ein schöner Nachmittag – und was Leckeres fürs Abendbrot hatten wir so auch direkt! Ha!


Wenn beim Abendbrot die Luft raus ist

Was dann passierte, geschah genau da: beim Abendbrot. Wir saßen alle schön zusammen und Knupsi machte nur noch Theater. Meckern, schreien, schmollen, kreischen… das volle Programm! Ich war ziemlich K.O. vom Tag, da ich den ganzen Vormittag jobmäßig im Akkord durchgezogen hatte, um dann Zeit für und mit meinen Kindern und ganz besonders mit meiner Kleinen zu haben und nun das. Es platzte aus mir raus:

„Ich hole Dich früher aus dem Kindergarten ab, gehe mit Dir Bücher kaufen und ausleihen, backe mit Dir und bin die ganze Zeit nur für Dich da – und was machst Du? Du meckerst noch rum? Bist Du noch immer nicht zufrieden?“

Stille.

Dankbar bin ICH!

Es dauerte keine 5 Minuten, da ratterte es in meinem Kopf los, was ich da denn für einen Quatsch von mir gegeben hatte. Was hatte denn das eine mit dem anderen zu tun?

Muss mir mein Kind dankbar sein? Für etwas, was doch als Eltern auch einfach selbstverständlich ist?

Und war es nicht auch ganz klar ein Geschenk für mich – diese schöne, gemeinsame Zeit? Einfach mal miteinander und füreinander Zeit haben?

Merke ich nicht gerade, wie extrem flügge die Große wird und ich aber meine Kleine noch ein wenig mehr im Alltag begleiten darf?

Und ja doch, sie hat sich doch gefreut – den ganzen Nachmittag! Sie hat das doch genauso genossen wie ich! Wir hatten Spaß! Wir hatten uns!

Letztendlich war meine Schlussfolgerung genauso zusammenhanglos wie die von Knupsi neulich – nur nicht so niedlich:


Dass ich da am Abendbrottisch so geschafft war, das hatte nun wirklich nichts mit dem tollen Nachmittag zu tun. Es hatte damit zu tun, dass die Vereinbarkeit bei mir gerade nicht richtig… justiert ist. Ich bin wegen vieler Komponenten derzeit ziemlich unzufrieden und sehe noch keine Lösung. Natürlich hatte ich mich vormittags reingehangen, damit ich den Nachmittag frei hatte – aber eben nicht ausschließlich für die Kinder sondern eben auch für mich. Denn die Zeit mit meinen Mäusen ist nicht nur für sie wertvoll, sondern auch ganz besonders für mich!

Reflektieren hilft mir besonders als Mama sehr und ich konzentriere mich jetzt wieder auf die schönen gemeinsamen Erinnerungen, die wir gerade erschaffen und lasse den Frust dort, wo er auch herkommt!

Und den Dank – den schulde ich meinen Kindern! ❤

Eure schnuppismama

21 Kommentare zu „Muss mir mein Kind für gemeinsame Zeit dankbar sein?

  1. Hallo Schnuppismama,

    Ich kenne dieses Gefühl, wenn die eigene Erwartungshaltung mit dem Verhalten der Kinder kollidiert. Es ist nicht einfach keine Ansprüche zu stellen.
    Umso bewundernswerter finde ich es, dass du die Situation so objektiv bewerten konntest.

    Viele Grüße
    Mama Maus

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  2. Da finde ich mich auch wieder… Und du hast so recht mit deinen Betrachtungen! Dein Töchterlein steckt das aber bestimmt weg und nächstes mal reagiest du bestimmt anders. Niemand verzeiht doch so freigiebig wie Kinder 😉 Da können wir auch was lernen… Ein
    wirklich guter Beitrag! Liebe Grüße, Martha

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  3. Liebe Schnuppismama,
    ich danke dir für deinen Beitrag, ehrlich und selbstreflektierend. Ja, wir kommen immer wieder an unsere Grenzen, übertreten sie – und doch: wir erkennen, entwickeln uns weiter, ändern, gehen weiter! Lass dein Licht strahlen! du bist ein Geschenk für die Welt!

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  4. liebe schnuppismama, ich finde es total super, wie du mit der situation im nachhinein umgegangen bist. jeder kann man überreagieren, vor allem in solchen stressigen zeiten, wie du sie grade erlebst, an denen die 24 stunden eines tages hinten und vorne nicht reichen. dass du dich dann damit auseinandersetzt und dir eure rollenverteilung bewusst machst und auch deinen „gewinn“ aus eurer zeit, finde ich einfach ganz groß. ich denke schon, dass die kinder für die zeit mit den eltern dankbar sein DÜRFEN, wenn es die eltern den kindern umgekehrt auch sind. auch wenn dieser tag nicht so harmonisch geendet hat, prägt es sich bei ihnen ein, wie sehr du dich immer darum bemüht hast, für sie da zu sein. auf dieser ehrlichen gemeinsamen basis werdet ihr rückblickend alle dankbar sein, für die gemeinsame zeit. ganz ohne müssen ❤

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    1. Weißt Du, das ist genau der Punkt: es soll sich einprägen. Ich möchte „wertvolle“ Kindheitserinnerungen schaffen. Gar nicht die großen Ereignisse sondern eben sowas wie „Weißt Du noch, wie wir früher immer mit Mama Brötchen gebacken haben?“ So die kleinen Dinge, die den Alltag schöner machen oder die ihn ausmachen. Ich weiß ja auch, dass sie mir in genau dem Moment „dankbar“ war in dem Sinne, dass sie genau da eine super Zeit hatte und Kinder leben nun einmal in der Gegenwart – etwas, was wir Großen teils verlernt haben.
      Ich danke Dir sehr für Deine lieben Worte!
      Ganz liebe Grüße!

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