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Kinderbibeln – riesige Auswahl & große Unterschiede

Vor der Adventszeit bot unsere Kirchengemeinde einen Kinderbibel-Workshop an, für alle, die irgendwie mit Kindern zu tun und/oder einfach Interesse haben. Als Referenten waren dazu in unserer Kirchengemeinde der theologische Studienleiter der Hannoverschen Bibelgesellschaft e.V., Pastor Marklein, sowie eine Dozentin für Grundschule am Religionspädagogischen Institut Loccum, Frau Peters, zu Gast.

Kinderbibeln

Mit zweieinhalb Stunden an einem Samstag Vormittag war der Workshop passenderweise parallel zur Kinderkirche angesetzt. Eingeladen waren alle Interessierten, die mit Kindern in Kinderkirche, Kindergarten, Grundschule oder Familie unterwegs sind. Ich muss zugeben, dass ich zunächst dachte, das kann doch nie und nimmer 2,5 Stunden dauern. Ich möchte doch einfach nur die besten Kinderbibeln gezeigt bekommen, da ich aktuell auf der Suche nach einer jeweils neuen, passenden für meine sieben- und für meine vierjährige Tochter war. Laut Einladung würden uns die beiden Gäste verschiedene Kinderbibeln vorstellen und erzählen, was eine gute Kinderbibel ausmacht. Was sollte da so lange dauern?

riesige Auswahl & große Unterschiede

Ich wurde sehr schnell eines besseren belehrt und anschaulicher ging es nicht. Beide haben aus je einer Kinderbibel die „Weihnachtsgeschichte“ vorgelesen. Ich fühlte mich bei der vorherigen Ankündigung ja in den Deutschunterricht zurück versetzt und hatte nicht wirklich Ambitionen, mich hier mit Interpretationen auseinanderzusetzen, das geb ich zu. Ich lauschte dennoch brav dem ersten Vortrag und dachte, ja, fein, genau so ist die Weihnachtsgeschichte. Was soll mir jetzt schon auffallen, wenn mir diese noch einmal aus einer anderen Kinderbibel vorgelesen wird? Ich sag Euch, dazu brauchte es keinerlei besonderes Wissen – es war sowas von offensichtlich, dass es mich gänzlich überraschte. Diese zweite Geschichte war so anders als die vorherige, weg von der klassischen und damit auch weg von allem mir vorher Gängigem. Diese zweite Version war so modern, achtete beispielsweise darauf, auch immer die weibliche Variante mit zu benennen („Hirtinnen und Hirten“). So sinnig das im Hinblick auf Gleichberechtigung und Gleichstellung sein mag – es war für mich persönlich total ungewohnt und klang einfach seltsam. Da haben mich meine Erfahrungen seit der Kindheit einfach sehr geprägt, denke ich, was ich auch an anderer Stelle noch feststellte.

Schon hier wurde mir klar, dass es nicht einfach auf Altersangaben ankommt sondern da so viel mehr hinter steckt und der Zeitrahmen eher eng werden könnte.

Nun mussten wir dann auch ran und sollten uns in Zweier- oder Dreiergruppen je eine Kinderbibel greifen, dort die Weihnachtsgeschichte lesen und dann kurz vorstellen, was hier textlich auffällt. Ich war mir vorher nicht der Tatsache bewusst, dass Kinderbibeln so extrem unterschiedlich sind. Klar, die für die Kleinsten unterscheiden sich automatisch von denen, die eher für Grundschüler gedacht sind. Aber es gibt wirklich eklatante Unterschiede direkt in den entsprechenden Altersgruppen.

Die Bilder haben wir gesondert betrachtet, diese hatten für mich selbst allerdings nicht so die Gewichtung. Das mag jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe mich mehr an den Texten, der Wortwahl, der Erzählart und -weise orientiert und so genau drei Bibeln für uns ausgewählt: eine für Schnuppi, eine für Knupsi und eine für… mich 😀

Die Neukirchener Kinder-Bibel*

Diese Kinderbibel habe ich für Schnuppi gewählt. Sie ist von der Erzählweise für Schulkinder passend und schon so aufgebaut wie die für Erwachsene, nämlich in Spalten. Der Fokus liegt also deutlich auf dem (Schulkind-gerechten) Text und dem Aufbau wie bei „den Großen“. Zufälligerweise hat diese Kinderbibel für mich noch den Pluspunkt, von meinem Lieblings-Kinderbibel-Zeichner illustiert zu sein, nämlich von Kees de Kort. Schnuppis bisherige Das große Bibel-Bilderbuch* ist auch von ihm nicht nur illustriert, sondern dort liegt der Fokus tatsächlich auf seinen Bildern und die Geschichten werden ausschließlich mir sehr kurzen, prägnanten Sätzen begleitet. Ich kenne diese Bilder schon seit meiner frühesten Kindheit. Wie oft habe ich diese als Dias in der Kinderkirche – begleitend zur erzählten Geschichte – schon gesehen. Und ja, wie ich eingangs schon erwähnte: das hat geprägt und spricht mich einfach an.
(Achtung: Es gibt auch die Neukirchener Erzählbibel* – nicht verwechseln 😉 Die ist nämlich quasi die Fortsetzung und beinhaltet überwiegend neue und ansonsten in Kinderbibeln eher unberücksichtigte Erzählungen. Sie ist also eine tolle Ergänzung, früher oder später.)

Die große Bibel für Kinder*

Diese Kinderbibel hab eich für Knupsi gewählt. Sie hat mir sofort gefallen – gerade auch mit den tollen Bildern, die mal nicht von Kees de Kort sind, mich aber dennoch total überzeugen konnten. Für mein quirliges Kind, welches sich noch nicht so lange Texte anhören mag und sehr aufs visuelle anspringt, war diese einfach genau die richtige Wahl! Die Kurzbeschreibung auf Amazon bestätigt meinen Eindruck:
Diese erweiterte Neuausgabe der beliebten „Die Bibel für Kinder“ beinhaltet jetzt noch mehr Geschichten und Bilder. Die biblischen Geschichten sind klar und verständlich nacherzählt und einprägsam und liebevoll illustriert.
Schön finde ich auch die erhältliche Kombination aus Buch und CDs*

König auf einem Esel*

Diese wird als Bibel für die ganze Familie beworben und lag für mich unter dem Weihnachtsbaum – so schön, wenn solche Herzenswünsche erfüllt werden. Diese Bibel hat mich komplett überrascht. Ich hatte sie zum Vorstellen ausgesucht, weil sie mich so gar nicht ansprach. Sie sah seltsam aus mit ihren merkwürdigen Illustrationen. Die ersten Sätze irritierten erst nur noch mehr und dann wurde, nach bereits zwei, drei Minuten jedoch die Genialität dieser Bibel deutlich. Der Autor Nico ter Linden, der 20 Jahre lang Pastor an der Amsterdamer Westerkerk war, ist in den Niederlanden nicht nur einer der erfolgreichsten Autoren, sondern ist berühmt für seine lebendige Erzählweise. Den Jahrgang 1936 hätte ich diesen frischen, pfiffig aufgemachten Erzählungen jedenfalls nicht unbedingt zugeordnet. Er bedient sich zum Beispiel mehrerer Gesprächspartner, wie Matthäus und Lukas, die gleichzeitig gegenseitig ihre Geschichten kommentieren und auf Unterschiede aufmerksam machen. Würde ich Konfirmanden unterrichten – dies wäre die Bibel meiner Wahl. Viele der Punkte, die gerade von Kritikern immer wieder angesprochen werden, werden dort erklärt oder auch eingeräumt. Hier kann man so richtig was lernen – auch als Erwachsene mit noch so vielen Jahren „Kirche aufm Buckel“. Diese Bibel möchte ich nicht mehr missen und ich freue mich schon, hier eines Tages mit meinen Kindern in einen regen Austausch gehen zu können.

Was wir vorher schon hatten

Zwei unserer drei Kinderbibeln waren auch mit dabei. Meine (oben schon erwähnte) Lieblingsbibel, aus rein emotionaler Sicht, ist und bleibt „Das große Bibel-Bilderbuch“ mit allen Geschichten aus der Reihe Was uns die Bibel erzählt* in einem Band, nacherzählt von Hellmut Haug und illustriert von Kees de Kort – der für mich einfach der Illustrator ist!

Komm, freu Dich mit mir“ ist die bisher in unserem Regal etwas vernachlässigte Kinderbibel, dabei hat sie mich auch beim Workshop erneut überzeugt. Manchmal rutscht hier ein Buch versehentlich in die zweite Reihe.

Auffälligkeiten

Was ich vor dem Workshop nicht wusste: Obwohl das Alte Testament wesentlich länger ist als das Neue, sind die beiden Testatemente in den Kinderbibeln oft gleich lang oder das Neue ist tatsächlich sogar länger. Wer hier auf das richtige Verhältnis wert legt, der sollte sich immer zunächst das Inhaltsverzeichnis der jeweiligen Kinderbibel genauer ansehen.

Also?

Einfach mal eben eine Kinderbibel kaufen? Gar nicht so einfach, aber die große Auswahl ist eine tolle Möglichkeit, die für jedes Kind passende auch finden zu können. Die bisher hier vorgestellten kann ich von Herzen empfehlen und drei weitere möchte ich Euch abschließend noch mit auf den Weg geben, welche ebenfalls eine passende Wahl sein könnten.

Große Bibel für kleine Leute*
Für alle, die Wert auf das passenden Verhältnis legen, beinhaltet diese Kinderbibel 58 Geschichten des Alten und 36 des Neuen Testaments. Sie ist empfohlen ab 6 Jahren zum vorlesen und ab 9 zum Selberlesen. Die Bilder haben nicht so meinen persönlichen Geschmack getroffen, jedoch fand ich die Texte außerordentlich gut.

Unter Gottes weitem Himmel*
Hier sind es 54 Geschichten aus dem Alten und 51 aus dem Neuen Testament. Sie ist zum Vorlesen ab 5 und Selbstlesen ab 8 Jahren empfohlen und ein toller Wegbegleiter für Grundschulkinder.

Meine Bibel*
Dieses ist die in meinen Augen beste erste Bibel für Klein(st)kinder, denn sie hat die beliebten Kläppchen, die zum Entdecken einladen. Die Texte sind sehr kurz gehalten. Hier habe ich nicht immer unbedingt vorgelesen sondern oft frei erzählt oder das Gespräch mit meinem Kind gesucht. Empfohlen wird sie zwar ab 3 Jahren, aber da die Seiten aus robuster Pappe sind und die Kläppchen bei den Kleinsten so unheimlich beliebt sind, ist es ein toller Einstieg in die (Kinder-)Bibel-Welt. Eine Herzensempfehlung.

– dies Bild zeigt dieselbe Buchseite, einmal mit „Klappe zu“, wo Goliath groß vor David aufgebaut steht,
und einmal mit „Klappe auf“, wo es ihn dahingestreckt hat –


Ich hoffe, ich konnte Euch einen kleinen Einblick in die unendlichen Möglichkeiten geben, eine passende Kinderbibel zu finden – für jedes Alter. So drei bis vier Kinderbibel dürfen es gerne werden, bevor es an die „richtige“ geht – und ich freue mich auf das gemeinsame Entdecken mit meinen Kindern.

Eure schnuppismama


*alle mit Stern gekennzeichneten Links sind Amazon-Affiliate-Links. Wenn Ihr eine der Bibeln über diesen Link bestellt, kostet Euch das keinen Cent mehr, aber Ihr unterstützt dadurch ein kleines bisschen meinen Blog – ich danke Euch ❤

17 Kommentare zu „Kinderbibeln – riesige Auswahl & große Unterschiede

  1. Ich hab deinen Artikel mit großer Freude gelesen, wo mich doch Kinderbibeln auch immer wieder einmal beschäftigen. Wir haben eine kleine Sammlung im Lauf der Jahre angelegt und es ist immer mal wieder eine andere Bibel „angesagt“. Unsere neueste Errungenschaft, die ich ohne Vorbehalte weiterempfehlen kann und dich meinen 3- und 6-Jährigen UND MICH begeistert, ist die „Gott-hat-dich-lieb“-Bibel. Ich hatte vor einigen Jahren ein Reli-Seminar in der Uni, wo es darum ging, wie man Kinderbibeln „bewerten“ kann… die Sachen will ich bei Gelegenheit mal rauskramen, mein Gedächtnis auffrischen und evtl. mal darüber bloggen. Liebste Grüße und viel Freude mit euren Bibeln, Martha

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  2. Hallo, habe gerade auf deinen Blog gefunden. Tolles Thema, ich liebe es Kindern, aus der Bibel vorzulesen und zu erzählen, mir schwebt dazu auch einiges im Kopf herum, mal sehen, vielleicht wird noch ein Blogpost draus. Als allererste Bibel lieben wir auch die Kees de Kort-Bilderbibel, und dann auch die Neukirchener und die Gott-hat-dich-lieb-Bibel, man braucht tatsächlich immer mal Abwechslung. Liebe Grüße, Jojo

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    1. Absolut. Ich hätte nach dem Workshop locker 10 kaufen können. Und ich bin so froh über die Entdeckung für mich mit „König auf einem Esel“. Diese Bibel ist einzigartig und ein Erlebnis.
      Ich freue mich, dass Du auf meinen Blog gefunden hast – darüber?
      Viele liebe Grüße

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